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Erinnerung an Oberbürgermeister a. D. Heinrich Achilles

Der Todestag des verdienten ehemaligen Altenburger Oberbürgermeisters Heinrich Achilles jährt sich in diesem Jahr zum 80. Mal. Sein Enkel Michael Achilles ist zurzeit in Altenburg und begibt sich auf die Spuren des Politikers, Freigeist, Humanisten und Familienvaters. Altenburgs Oberbürgermeister André Neumann begrüßte Michael Achilles am 21. Juli 2023 im früheren Amtszimmer des Großvaters.

 

Seine überlieferten Lebenserinnerungen zeichnen ein erschütterndes und düsteres Bild der damaligen Zeit von 1939 bis 1942. „Mein Großvater Heinrich Achilles nahm als Mensch, Jurist und ehemaliger Oberbürgermeister der Skatstadt Altenburg auch nach der Machtergreifung Hitlers kein Blatt vor den Mund. Seine Aufrichtigkeit, sein Engagement für Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Einhaltung bürgerlich verbriefter Rechte, auch für jüdische Mitbürger, trieben ihn durch Verrat und anschließende Gestapo-Haft in der Zeit der Verfolgung Andersdenkender am 23. Juli 1943 auf dem Dachboden der Münsaer Straße 21a in den Freitod. Es ist mir ein Anliegen, am 80. Todestag ihm nah zu sein und über sein Leben nachzudenken“, so Michael Achilles in Altenburg.

 

Heinrich Achilles, geboren 1870 in Störmthal, studierte Jura und war ab 1902 als Bürgermeister in Auerbach/Vogtland, ab 1908 in gleicher Funktion im schlesischen Sagan (heute Zagan in Polen) aktiv. 1916 wurde er nach Altenburg berufen und bekleidete hier das Amt des Oberbürgermeisters und des Polizeidirektors. In seine Amtszeit fielen der Sturz der Monarchie, die Vereinigung der thüringischen Staaten zum Land Thüringen und die auch gerade für die Stadt Altenburg als ehemalige Haupt- und Residenzstadt wichtige Vermögensauseinandersetzung zwischen dem Land Thüringen und dem „Gebiet Sachsen-Altenburg“. Er war Mitglied der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und war Vorsitzender der hiesigen Ortsgruppe. Heinrich Achilles war Mitglied des Landtags von Sachsen-Altenburg sowie der 1921 aus ihm hervorgegangenen Gebietsvertretung Sachsen-Altenburg.

 

Nachdem er 1922 nicht erneut zum Oberbürgermeister gewählt wurde, arbeitete er zeitweise als Hilfsrichter am Amtsgericht und nahm 1924 seine Tätigkeit als Rechtsanwalt wieder auf, die er vor seinen Bürgermeisterposten bereits für kurze Zeit ausgeübt hatte. Auch als Notar war er aktiv, legte aber auf eigenen Wunsch die Funktion als Notar am 31. August 1933 nieder. Heinrich Achilles war außerdem Gründungsmitglied und Vorsitzender der „Vereinigung der Theaterfreunde für Altenburg und Umkreis“ und trat für den Altenburger Musentempel ein.

 

Während der NS-Zeit geriet Heinrich Achilles in den Fokus nationalsozialistischer Schmutzkampagnen und Verfolgung, weil er als Rechtsanwalt unter anderem auch jüdische Unternehmen vertreten hat. 1943 wurde Heinrich Achilles verhaftet und gegen ihn wegen „fortgesetzten absichtlichen Abhörens“ von „Auslandssendern“ ermittelt. Er versuchte, über das Abhören deutschsprachiger Nachrichten des Moskauer Senders „Freies Deutschland“ Informationen über seinen aus der Wehrmacht desertierten Sohn Leopold zu erhalten. Heinrich Achilles sah – wohl auch, um seine Familie nicht weiter zu gefährden – keinen anderen Ausweg als den Freitod. Am 23. Juli 1943 erhängte sich der verdiente ehemalige Oberbürgermeister in der Bodenkammer seiner Wohnung.

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Veröffentlichung

Do, 27. Juli 2023

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